Musik(er)

Ein wundervoller Tag im Neptunbad. Meine Begleitung ist entspannt und unterhaltsam und vor allem nicht langweilig. Die Unterwassermusik Grotte soll unsere letzte Station sein.

Die Grotte ist schon ziemlich gut besucht, es sind einige Pärchen und auch Einzelpersonen da. Sie treiben auf dem Wasser, und hören der Musik zu. Wir suchen uns ein relativ freies Plätzchen und platzieren unsere Körper auf den Schwimmnudeln, jeweils eine unter den Knien und eine unter dem Nacken. Da ich aber nicht zu sehr abtreiben will, hake ich einen Fuß am Beckenrand ein und eine Hand lege ich auf das Ende der Schwimmnudel meines Musikers. Das Wasser ist warm, sehr warm, selbst für mich ist es schon fast zu warm.

Ich lausche der Musik und entspanne mich noch eine Ecke mehr. Jemand verlässt die Grotte und ich spüre die Bewegung des Wassers. Ich spüre wie seine Hand meine Hand berührt, ganz vorsichtig und sachte. Meine Finger spielen genauso vorsichtig mit seinen. Mein Kopf liegt im Wasser und ich höre die Musik, fühle mich dabei wie in einer Blase. Das Wasser kommt ganz leicht in Bewegung, ich hake meinen Fuß vom Beckenrand los und merke wie mich mein Musiker ganz sachte zu sich zieht. Es ist als würde dies gar nicht aktiv passieren, als wenn das Wasser uns von alleine zusammen führen würde.

Meine Beine gleiten von dem Schwimmteil und mein Kopf richtet sich langsam auf. Er zieht mich ganz sachte an sich heran, bis ich in seinen Armen liege, meinen Kopf an seine Brust gelehnt, aber dennoch so dass ich mit einem Teil unter Wasser bleibe und die Musik höre. Ein Teil meines Körpers treibt im Wasser als wenn er so gar nicht zu mir gehört. Es fühlt sich alles ein bisschen unwirklich an. Es fühlt sich gut an, wie mein Kopf an seiner Brust liegt und seine Arme mich festhalten. In dem Moment fühle ich mich unendlich geborgen. Die Geborgenheit, nach dem sich meine Sinne gesehnt haben, ja, schier danach geschrien haben.

Ganz langsam wandern seine Finger meinen Rücken rauf und wieder runter, erforschen die Außenseite meiner Beine, liebkosen meinen Nacken und streicheln meine Arme. Es ist wunderschön, und bei den wohligen Schauern die mir den Körper entlang laufen, fange ich an zu schnurren. Er spielt auf mir wie auf einem Instrument, dass er noch nicht kennt. Ganz langsam und vorsichtig berührt er einzelne Seiten und erforscht die Form. Unter Wasser fühlt sich alles noch mal so ganz anders an. Das Wasser in den Ohren und die Unterwassermusik schotten mich von der Welt ab. Es gibt nur ihn, seine Berührungen und mich, getragen vom Wasser. Mein Körpergefühl ist so anders, das Wasser umspielt mich, es umgibt mich, und es trägt mich, es packt mich in Watte und zeigt mir eine andere Wahrnehmungsdimension. Seine Arme halte mich, geben mir Sicherheit und machen diesen einen Moment zu dem Wichtigsten überhaupt, als wenn es weder ein Gestern noch ein Morgen gibt.

Wieder kommt das Wasser in Bewegung weil ein anderer Gast die Grotte verlässt. Am Rand der Grotte ist das Wasser flacher, so dass man dort sitzen kann. Wir lassen uns dorthin gleiten und machen es uns in der Ecke gemütlich. Mein Musiker zieht mich ganz langsam an sich heran, so dass mein Kopf an seiner Brust liegt und ich wie ein Kind auf seinem Schoß liege. Ich komme mir ein klein wenig vor wie ein Kind, dass bei den Eltern Schutz sucht. Ich komme mir vor wie ein angeschossenes Reh. Seine Finger gleiten über meinen Körper, lassen die Seiten klingen, die bisher seinen forschenden Händen entgangen sind, und ich tauche immer tiefer ab. Es gibt nur noch mich und meine Gefühle und dieses unendliche Gefühl der Geborgenheit.

Ganz langsam streicheln seine Hände die Innenseiten meiner Beine, als seine Hand sich unvermittelt auf meine Scham legt presse ich meinen Körper in seine Hand als wenn dies der sichere Hafen wäre, die Erlösung nach einer langen Odyssee.  

Das wir inzwischen Zuschauer haben, habe ich am Rande mitbekommen, aber es stört mich nicht, sollen sie schauen, es gibt nicht wirklich was zu sehen, also sollen sie ihre Phantasie einschalten. Irgendetwas durchdringt meine Ruhe, ich kann nicht fassen was es ist, aber ganz langsam komme ich aus meinem eigenen Reich zurück, lächele  und er nimmt mich in die Arme.

In völliger Gelassenheit verlassen wir das Wasser.

Ich bin gerne ein Musikinstrument, wenn der Musiker weiß wie er daraus so wundervolle Klänge hervorzaubert.