Begehren

Begehrt man nur Dinge und Menschen, die man nicht haben kann, bzw. die man nicht permanent haben kann? Hört das Begehren auf, wenn man sich seines Partners sicher ist?

Am Anfang einer Beziehung kann man nie genug von einander bekommen, man hat noch die rosarote Brille auf und man begehrt den Anderen. Man selbst fühlt sich ebenfalls durch den Anderen begehrt.

Aber warum fühlt man sich begehrt?

Wenn mein Partner mir leise, mit viel Gefühl in der Stimme am Telefon sagt „Ich vermisse Dich“ dann macht das ein wohliges Gefühl in mir drin, manchmal bekomme ich auch Gänsehaut. Es ist die Sehnsucht dem anderen nah zu sein. Es ist das Interesse am Gegenüber, heraus zu finden wie er tickt, was er denkt, was er fühlt. Es ist das Erkunden, sich vertraut machen.

Aber irgendwann meint man den anderen zu kennen. Man versucht nicht den anderen weiter zu ergründen. Einiges nimmt man inzwischen auch einfach hin. Der Schwerpunkt wird von der Person des Partners auf die Lebensgestaltung mit dem Partner umgestellt.

Man sieht den anderen mit der Zeit mit anderen Augen. Die rosarote Brille ist inzwischen der Realität gewichen und man ist sich selbst nicht mehr genug. Es müssen mehr Reize von Außen kommen.

Hat Begehren also etwas mit Distanz zu tun? Geht deshalb in vielen Beziehungen etwas verloren?

Ich denke, dass es für eine Beziehung wichtig ist, selber das Gefühl zu haben, dass der Partner einen begehrt. Aber wie erhält man das aufrecht? Müssten dann nicht Fernbeziehungen das Ideal sein? Man freut sich auf das Wiedersehen und bei jedem Aufeinandertreffen entdeckt man wieder etwas neues.

Begehrt man das „Verhüllte“? Ist es vielleicht sinnvoll nicht alles von sich preiszugeben? Zuviel Nacktheit ist auch nicht immer angebracht. Ein hübsch verpackter Körper und eine leicht in Schleiern gehüllte Seele wirken doch immer wieder reizvoll auf uns.

Für mich bedeutet Begehren „ich will Dich haben“. Wenn man jedoch schon eine Weile zusammen ist dann wandelt sich das Begehren. Es wird zum Beispiel dadurch ersetzt, dass man Freude auf einander empfindet. Man genießt die Zeit die man miteinander verbringt.

Wie kann man aber die Begierde aufrechterhalten? Oder wie kann man die Lust aufeinander wieder erwecken? Man muss sich Hilfen bauen, evt. in einem verplanten Alltag Termin für einander einplanen.

Aber ist es wirklich schlimm, dass die Begierde sich verändert? Können wir uns nicht einfach darauf einstellen und versuchen damit zu leben, damit umzugehen?

2 thoughts on “Begehren

  1. Wenn Du das Begehren, die Leidenschaft gegen das Vertrautsein eintauschen willst, wirst Du alt. Wie ist das mit Deiner Forderung „Langweile mich niemals!“ zu vereinbaren?

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